Nettelkamp. Wenn es ernst wird, helfen nur Sandsäcke – viele Sandsäcke – für Sandsackdämme, Deichfußsicherungen und Quellkaden. 90 Säcke auf eine Palette, die Palette wiegt damit etwa eine Tonne. So lässt sich die Beladung von Fahrzeugen im Ernstfall gut planen.
Am Freitag, den 26.04.2024,
übte die geballte Schlagkraft der Feuerwehren Kirchweyhe, Klein Süstedt, Rätzlingen und Nettelkamp – der 3. Fachzug Süd Wasserförderung Kreisbereitschaft Uelzen – den Hochwassereinsatz. Bereits beim Weihnachtshochwasser 2023 war der 3. Fachzug Süd fünf 12-Stunden-Nachtschichten erfolgreich zu Nachbarschaftshilfen in den Landkreisen Celle und Soltau eingesetzt. Hier überzeugte die hohe Schlagkraft des Zuges und die Kameradschaft untereinander. Power Nap von 15 Minuten auf einer Biertischbank haben alle dazugelernt.
Zugführer Norbert Kuhlmann: Die alte Pionierweisheit „Sperren müssen verteidigt werden!“ hat auch in der Deichverteidigung seine Gültigkeit. Während eines Hochwassers kann es zu Beschädigungen an den Deichanlagen und Hochwasserschutzeinrichtungen kommen. Auch kann es sein, dass bestehende Deiche erhöht werden müssen. Ziel ist es, den Einsatzkräften das nötige Fachwissen sowie die nötige Sicherheit zur Schadenabwehr zu vermitteln, um sich der Herausforderung Hochwasser stellen zu können. Es geht auch um die Kommunikation und Zusammenarbeit der vielen Helferinnen und Helfer an den Deichen und in den Stäben. Deshalb versuchen wir immer möglichst realitätsnah zu üben. Das ist zwar bei der Vorbereitung ein enormer Aufwand – zahlt sich aber aus“.
Die ausgefallene Übung der Nettelkamper Brandschützer erweist sich heute als kräftezehrend für den 3. Fachzug der Kreisbereitschaft: Bereits 3 Tage vorher gab es einen Voralarm – dann am Freitag der konkrete Auftrag: „Wasserförderung lange Wegstrecke, Baumstämme aus Gewässer entfernen, Deich mittels Sandsäcke sichern, verstärken“. Maschinelle Unterstützung zum Befüllen der Sandsäcke – negativ.
Zugführer Norbert Kuhlmann übernimmt den Auftrag mit gemischten Gefühlen. Hochwassereinsätze verbindet er mit nassen Füßen. Er fährt das Einsatzgebiet ab und sucht nach Stellen, die eine mögliche Gefahr darstellen. An den auffälligen Stellen entschließt er sich zu weiteren Maßnahmen.
Wie von ihm befürchtet, bekommen seine Einsatzkräfte des 3. Fachzug Süd dann nasse Füße – Garant für einen realitätsnahen Einsatz. Die Nettelkamper Planer hatten wie immer tief in die Trickkiste gegriffen: Wir müssen schneller als das Wasser sein. Tüftler Eike Wunder entwickelte im Vorfeld ein mobiles, leichtes Tool: Das Modell aufgebockte Steckleiter mit Pilonen wurde von ihm geturnt und kann gleich erprobt werden. Sandsäcke sollen maximal zu zwei Dritteln befüllt werden . „Das macht es leichter, sie zu verlegen. Außerdem dichten zu pralle Sandsäcke nichts mehr ab, durch die Lücken fließt das Wasser ungehindert durch“ so Mark Frommhagen der heutige „Deichvogt“.
Alle Einsatzkräfte, die bis jetzt trocken und sauber geblieben sind, bergen Baumstämme aus dem Gewässer und stellen eine Wasserförderung lange Wegstrecke her– gelebte Kameradschaft.
Das Wetter rundete die heutige Hochwasser-Übung mit Wind, Regen und Kälte treffend ab. Kein Problem für den Fachzug – wetterfest sind hier alle.
Übrigens ist diese Übung eine von vielen: 2024 ist der Dienstplan des 3. Fachzug voll. Folgen werden Übungen mit dem Nachbarlandkreis, eine weitere Übung zur Deichverteidigung in Bleckede und und…
Der 3. Fachzug Süd Wasserförderung steht für Sicherheit an 365 Tagen im Jahr – Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehren Kirchweyhe, Klein Süstedt, Nettelkamp und Rätzlingen leisten ihren Dienst neben dem „normalen“ Feuerwehrdienst, um auch künftig herausfordernde Aufgaben zu erfüllen.
(Text und Bilder: Feuerwehr Nettelkamp)