Reisebericht. Die Startvorbereitungen wurden auf der Idee des Stellv. Jugendwartes Jens Fröhling basierend begonnen. Schnell waren die JF Mitglieder „Feuer und Flamme“ für diese Fahrradtour, dass es ca. 120 km Fahrstrecke sein sollten, war dabei nicht abschreckend. Der erste Elternabend führte dann alle in die grobe Streckenplanung ein und diente zum ersten Ideensammeln und Austausch über die Details die alle beachtet werden mussten.
Nach einigen Telefonaten und Streckenplanungen ging es dann zur ersten Besichtigungsfahrt der Strecke. Gescheckt wurden die Radwege, die Möglichkeiten auf der Strecke und die Unterkünfte.
Die weitere Planung ging dann in die Feinheiten, wer bringt was mit und was wird überhaupt alles benötigt. Es wurde eine detaillierte Liste geschrieben und an die Eltern verteilt, der zweite Elternabend klärte dann die noch offenen Fragen auf. An dem Abend wurde von der FF Führung und den Eltern einstimmig beschlossen, dass alle Mitfahrer Helme tragen müssen. Dieser Beschluss wurde von den Kindern und Jugendlichen nicht unbedingt mit großer Freude aufgenommen.
Die JF Gruppe hatte sich inzwischen auf einem Übungsabend mit dem Thema: „Das verkehrssichere Fahrrad“ beschäftigt, das Tragen von Helmen wurde dabei thematisiert und fand dann auch Akzeptanz. Eine von der Polizei durchgeführte Fahrradprüfung ergab dann auch keine Mängel an den teilweise neu beschafften Gefährten. Auch die vielen neuen Fahrradhelme machten ein schönes, buntes Bild.
Die zweite Besichtigungstour der Strecke durch den Jugendwart und den Ortsbrandmeister wurde dann genutzt um final an den Stationen der Tour alles abzuklären.
Los ging es dann endlich am 27.07.15 um 10:00 Uhr, die Fahrräder „gesattelt“, das Versorgungsfahrzeug getankt, wurden wir von einigen Eltern verabschiedet. Die große Unbekannte „Wetter“ und den Tatendrang für die 1. Etappe im Gepäck, starteten wir Richtung Boizenburg. Jan Iwert (Jugendwart) als Versorgungsfahrer, Janien Bytyqi als Betreuerin für die Mädchen und ich waren uns sicher, als Team werden wir die Tour schaffen. Unter dem Motto: Hier geht es nicht um Geschwindigkeit, sondern um Spaß und Kameradschaft in der Gruppe!
Über wunderschöne Feld- und Waldwege sind wir nach Bleckede gefahren und haben dort mit der Fähre die Elbe überquert. Nach den ersten 28 km auf dem Fahrrad und so einigen kleinen Regenschauern war diese Abwechslung bei allen willkommen. Unser Ziel war das 2003 eröffnete herrliche Naturbad in Schwartow. Nach insgesamt 49 km erreichten wir um 14:15 Uhr dieses Ziel. In einer idyllischen Umgebung, mit einem Campingplatz, bietet es auf ca. 2.200 qm eine Nichtschwimmer-, Schwimm- und Sprungfläche. Nach einem wirklich großen Regen und einem Gewitter konnten wir um ca. 18 Uhr unser Badeerlebnis in vollen Zügen genießen. Für das leibliche Wohl sorgten wir an diesem Abend mit dem Grill. Es gab zusätzlich Brot und Kartoffelsalat, wer wollte, konnte sich noch Pommes aus dem Kiosk dazu holen.
Nach einer Nacht mit starkem Regen, ab ca. 1:00 Uhr und ordentlich Wind, wurden die modernen Umkleide- und Sanitärräume dankbar genutzt. Als zusätzliche Schlafplätze wurden der JF Anhänger und das Fahrzeug entdeckt. Den Start am zweiten Tag haben wir dann nach dem Frühstück um ca. 11 Uhr in Richtung Farchau begonnen.
Die 2. Etappe sollte uns zu dem Anfang des 20. Jahrhunderts gebauten Wasserkraftwerk in Schleswig-Holstein führen. Auch diese Etappe war wieder durch tolle Wege und auf den letzten 5 km durch Regen gekennzeichnet. Bei einem Zwischenstopp in Mölln haben wir uns mit einem leckeren Eis gestärkt, Till Eulenspiegel den Fuß gestreichelt und nochmals Kraft für den Rest der Strecke geschöpft. Nach insgesamt 42 km an diesem Tag haben wir dann unser Ziel in Farchau erreicht.
Auf einer Führung durch das Wasserkraftwerk wurden uns dann die Bestrebungen unserer Vorfahren beim Bau der Anlage erläutert. Die Wasserkraft, die die Gewässer des Schaalseegebietes zur Erzeugung von Elektrizität nutzen sollte, sollte die Industrialisierung vorantreiben. Im Jahr 1909 wurde erstmals mit der Planung begonnen. Im Frühjahr 1923 wurde der Bau beschlossen, im Winter des gleichen Jahres begonnen und 1925 das Kraftwerk fertiggestellt. Das Einzugsgebiet des Schaalsees umfasst etwa 180 km². Über den Schaalseekanal und ein 146 Meter langes Druckrohr ist das Kraftwerk mit dem See verbunden. Der Höhenunterschied auf dieser Strecke beträgt 30 Meter. Aus diesem Gefälle ergibt sich die Leistung des Kraftwerks. Durch die beiden Turbinen können rund 200 Vier-Personen-Haushalte mit Strom versorgt werden. Neben der Stromerzeugung dient das Wasserkraftwerk auch zur Regelung der Wasserstände des Schaalsees.
Zur Stärkung am Abend gab es Nudeln Bolognese. Die Nacht haben wir in dem wunderschönen alten Backsteinbau geschlafen, Wind und Wetter blieben draußen. Unsere Zusatzquartiere im Fahrzeug und Anhänger wurden wieder mit großer Begeisterung genutzt.
Leider hatten wir am nächsten Morgen einen Unfall, ein Jugendlicher knickte mit dem Fuß um und musste mit dem Versorgungsfahrzeug mitfahren.
Auch an diesem Tag stand wieder eine ordentliche Strecke auf dem Programm, die nächste Etappe sollte uns nach Ivendorf bei Travemünde führen.
Auf der 3. Etappe fuhren wir an dem schönen Ratzeburger See entlang, unser Kamerad Paul wurde zum Scout ernannt und leitete uns mit Google-Maps zu unserem 45 km entferntem Ziel in Ivendorf. Sein technisches Equipment reichte mit dem Fahrrad- Handyhalter, Telekommunikation via Knopf im Ohr, What‘s App mit Standortangabe zum Versorgungsfahrzeug, Kabelbindern und dünnen Seilen über das eingeplante Werkzeug hinaus. Die Seile taten unterwegs bei einer Abschleppaktion ihren guten Dienst.
Einige kleine Unfälle, weil der Drahtesel gebockt hatte, führten in die Hecke oder auf den Asphalt. Lennard stürzte leider mehrfach, mit seinen 7 Jahren hatte er mit seinem Fahrrad noch nie eine solch lange Strecke gefahren. Leon rammte ein Werbeaufsteller-schild, das trug zur Belustigung bei. Glücklicherweise gab es dabei nur Tränen und keine ernsthaften Verletzungen. Kleine Pflaster auf Grund von Blasen oder anderer Wehwehchen wurden zwischendurch verklebt.
Nachdem unser Versorgungsfahrzeug mit Mautgebühr den Herrentunnel in Lübeck passiert hatte, stand uns nun die Unterquerung der Trave noch bevor. Ohne Auto durch den Tunnel, wie sollte das gehen?
Mit dem Herrentunnel Bus-Shuttle! Der Bus-Shuttle befördert Fußgänger und Radler kostenlos zwischen den speziellen Haltestellen auf der Herreninsel und Lübeck Siems. Der Bus verfügt über 12 Sitzplätze. Der Rest des Fahrzeuges und ein spezieller Anhänger sind für den Transport von Fahrrädern und Mofas vorbereitet. Nach einer tollen, anstrengenden Waldstrecke war die Busfahrt eine sehr interessante Abwechslung.
Auf der insgesamt 45 km langen Etappe erwischte uns der Regen mehrfach, Sturzregen und ein Gewitter zwangen uns zu Zwischenstopps. Diese hatten wir in Bushaltestellen, unter Bäumen die Schutz boten und in einem Skymarkt. Dieser Aufenthalt wurde dann natürlich auch für einen Zwischensnack und zum Bunkern von „süßen Energiespendern“ für unterwegs genutzt. Am Abend wurde wieder gegrillt, die Zelte aufgestellt und der Regen genossen. Allmählich waren die meisten Klamotten nass, die Stimmung aber trotzdem heiter. Die Ausweichquartiere wurden wieder dankbar bezogen, bei dem nächtlichen Dauerregen keine schlechte Wahl. Den nächtlichen Weckruf um 4:38 Uhr: EDENDORFER AUFSTEHEN!!! Haben alle vernommen, auf Grund der Aufschrift auf unseren JF Anhänger hatten wir wohl einen Fan gefunden.
Beim Abbau hob unser Zelt ab, der Wind stellte größere Herausforderungen an den Abbau als wir sie gewohnt waren, alle mussten mit festhalten. Unser verletzter Kamerad wurde abgeholt, ein im Nachgang festgestellter Bänderriss und ein Wadenbeinbruch machte die weitere Teilnahme unmöglich. Super ärgerlich und super Schade, standen doch jetzt die echten Highlights der Tour an.
Die 4. Etappe auf den Weg nach Sierksdorf wurde dann von unserem Versorgungsfahrer auf dem Fahrrad begleitet, aus dem Busfahrer wurde ein Radfahrer, sehr zur Freude der Kinder. Auf der insgesamt 22 km langen Etappe legten wir einen Zwischenstopp in der Ostsee-Therme in Scharbeutz ein, der geplante Strandtag war auf Grund der Witterung leider nicht möglich. In der Therme wurde ausgiebig gebadet und geduscht, ein Genuss nach den letzten Tagen.
Als Herausforderung wurden die Rutschen „Green Mamba“ – Länge 145 m, Durchmesser 120 cm und die „Red Devil“ – Länge 59 m, Durchmesser 80 cm mit einem Gefälle von ca. 42° mehrfach genutzt.
An unserem Ziel auf dem Obstgut Mariashagen wurden wir von einer Kameradin empfangen. Kyra Conradi hatte alles vorbereitet um uns zu verwöhnen. Unsere nasse Wäsche wurde getrocknet, Getränke standen bereit, es gab „endlich“ mal Cola und Fanta, selbstgemachte Nudelsalate und Grillgut aus der Heimat ergänzten die Glückseligkeit.
Interessant war das Zusammentreffen mit einer Pfadfindergruppe aus Düsseldorf, die dort ebenfalls, allerdings in einem Zelt, Station machten. Die Gruppe war mit Gepäck und Zelt in Schweden gewandert und wollte nun, genau wie wir, am nächsten Tag den Hansa Park besuchen. Wir schliefen alle in der Scheune, außer einem dauerhaft brummenden Kühlschrank gab es diesmal keine Störungen. Um 7:00 Uhr wurden wir dann durch die Pfadfinder geweckt, die es sich nicht nehmen ließen ihren Tischspruch zu zelebrieren.
Die 5. Etappe ging es auf Schusters Rappen die 1000 Meter zum Hansa Park. Hier haben wir 2 Gruppen gebildet um somit altersgerecht die Fahrgeschäfte nutzen zu können. Um 20:00 Uhr kam unser Jugendbetreuer Jan Fröhlich dazu, zum Abendbrot gab es Spagetti Bolognese. Ein toller Tag ohne Regen, der durch super Kameradschaft und einen tollen Abend in der Scheune abgerundet wurde. Den Kühlschrank haben wir in der Nacht ausgeschaltet, Ruhe war!
Die letzte und sechste Etappe ging dann mit 11 km nach Süsel an den See. Dort übernachteten wir dann wieder in Zelten, allerdings, das war neu, bei Sonnenschein. Vor Ort konnte dann im See gebadet werden, auch das Sonnenbaden war jetzt möglich. Als Vorbereitung für den nächsten Tag haben wir uns dann die Schleswig-Holstein Wakeboard Meisterschaften 2015 angesehen.
Bei diesen Meisterschaften werden aus den besten Wakeboardern und Wakeboarderinnen die Meister und Meisterinnen des Jahres 2015 ermittelt. Es starten nationale und internationale Wakeboarder von 6 – 66 Jahre in verschiedenen Klassen. Dieser Event wurde durch einen High Jump Contest am Abend abgerundet. Über einen bis zu 4,50 Meter hohen, waagerecht auf den See gerichteten Wasserstrahl aus einem B-Rohr springen die Wakeboarder rüber.
Zum Abendbrot und Stärkung für den nächsten Tag gab es Kartoffelsuppe mit Würstchen.
Das absolute Highlight für einige auf dieser Tour war dann am nächsten Morgen für 8:30 Uhr geplant. 11 Teilnehmer hatten sich für den Anfängerkurs im Wasserski angemeldet. Mit insgesamt 9 Teilnehmern sind wir dann auch aktiv geworden, wow. 2 Stunden lang im Anfängerkurs, wenn das man gut geht dachten wir uns. Es ging, alle haben es geschafft ihre Runde um den See zu fahren, ganz große Könner haben sich dann noch gesteigert. Auf einem viel schwerer zu fahrenden Wakeboard haben sie dann auch noch ihre Runden gedreht. Eine tolle Sache, das werden die Teilnehmer sicher unter der Begleitung ihrer Eltern wiederholen wollen.
Für die Rückfahrt nach Edendorf, die letzte gemeinsame Wegstrecke dieser Tour, ist dann noch ein Vater mit einem Pkw Anhänger nachgerückt. Mit dem von Jan Fröhlich mitgebrachten Anhänger stand nun genügend Transportfläche für alles bereit. Um 15:30 Uhr am Historischen Feuerwehrhaus, Unterkunft der Jugendfeuerwehr, wurden wir schon erwartet. Die Eltern freuten sich auf ihre Kinder und hatten für uns Pizza vorbereitet. Nach dem ganzen Grillen und Nudeln essen war das ein großer Wunsch von uns gewesen. Alle Sachen wurden wieder aufgeteilt, auch die Lost and Found Artikel – so etwas gibt es komischer Weise ja auch.
Insgesamt sind wir mit 14 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 7 und 16 Jahren und 4 Betreuern unterwegs gewesen. Die Erlebnisse auf den fast 170 km mit dem Fahrrad werden wir alle nicht vergessen. Die Kameradschaft hat uns allen viel Spaß gebracht. Eines wird sicher allen im Gedächtnis bleiben, unser jüngster, Lennard. Mit einem Kinderrad, ohne Gangschaltung, ohne Mucken und Murren, immer an der Spitze der Truppe, er ist für uns der Iron Man aus Edendorf.
Ronald Müller
Ortsbrandmeister